Die Industriekultur führt seit langem ein Schattendasein in der bildenden Kunst. Hauptsächlich die Fotografie freundete sich bereitszunehmend mit den modernen industriellen Wolkenkratzern an oder gewöhnt sich auch andie gegensätzlichen altertümlichen Werksbauten samt technische Gerätschaften, welchein Industriegebieten, Produktionsanlagen und anderen technisch versierten Werkstätten zu finden sind. Industriekultur ist kein Mainstream, aber der Blick auf verlassene Montageräume und Werkshallen sowie auf leer stehende industrielle Gesamtkomplexe machen die speziellen Formen und Strukturen – auch das branchenspezifische technische und bauliche Material, mittels ganz individueller Perspektiven erfahrbar. Die idealisierte schöne Welt finden wir hier nicht – im Gegenteil: Es ist der harte realistische Alltag, der uns normalerweise auch mit Schmutz, Dreck, Verfall, harter Arbeit – was sich auch in den Gebäuden oder auch in den müden, abgearbeiteten Gesichtern von Arbeitern widerspiegelt – entgegentritt. Dennoch gibt es auch den geschulten Blick des Künstlers, der eine hier innewohnende Ästhetik entdeckt, welche aber eher in den Ruhezeiten und arbeitsfreien Zeiträumen, spätabends oder frühmorgens, erfahrbar wird. Es ist eine Schönheit, die ganz auf sich selbst bezogen ist und situativ bereits ihre Wirkung entfaltet. Hier wächst hartes
Material, wie beispielsweise Stahl oder Eisen über sich hinaus und teilt sich, trotz starrer Formgebungen, plötzlich in einer schon fast poetischen Weichheit dem stillen Betrachter solcher Panoramen mit.